Monat: November 2018

Hamburg – Airbus und Lufthansa Technik

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Sonntag
Sonntag Morgen, 6:00 Uhr, Hauptbahnhof München. Das Wetter ist kalt und regnerisch. Trotzdem finden sich bis zur Abfahrt um 6:17 Uhr alle 14 Teilnehmer ein. Bei Ingolstadt liegt Schnee und Raureif auf den Feldern. Gegen Mittag schiebt sich der ICE in den Bahnhof in Hamburg, das Wetter ist nordisch kühl und windig. Aber das Wetter ist ja nicht der Grund, warum wir nach Hamburg gefahren sind. Wir sind da, weil wir Jets und die Technik dahinter sehen wollen, und natürlich auch die Stadt im Norden.

Als erstes fahren wir mit der U-Bahn zu unserem Hostel in St. Pauli, direkt auf der Reeperbahn. Auch dies ist für den normalen Münchner ein ungewöhnlicher Ausblick. Und da wir schonmal da sind, trotzen wir auch dem Wetter und machen uns zu Fuß auf den Weg zu den Landungsbrücken. Dort angekommen und gestärkt mit Pommes und Fischbrötchen starteten wir zu einer Rundfahrt durch den Hamburger Hafen. Dabei ging es neben der Werft von Lürssen und dem Containerhafen auch durch die Speicherstadt und vorbei am neuen Wahrzeichen der Stadt – der Elbphilharmonie. Zu dieser gingen wir dann anschließend um uns von der Plaza aus die Stadt anzusehen. Nach dem Abendessen feierten wir bei einem Pubkonzert und dann war es auch schon längst Zeit ins Bett zu gehen.

Montag
Aber nun – wie man in Hamburg sagt – Butter bei die Fische: Auf nach Finkenwerder zu Airbus! Nach der Einweisung fahren wir zu einer Einführung über den Standort Finkenwerder und was dort gebaut wurde und wird: von den Flugbooten von Blohm & Voss bis zu Airbus mit seinen rund 15 000 Mitarbeitern. Dann ging es zur Endmontage der A320 Familie, wo wir die Fertigungsstraße vom Zusammenfügen der Rumpfsegmente bis zur fertigen Zelle begutachten konnten. An der nächsten Station wurde gerade eine A321LR für Air New Zealand fertiggestellt. Als Zwischenstopp schauten wir noch bei einer kleinen Ausstellung der Flugzeuge vorbei, die früher hier am Standort gebaut wurden.. Neben einer Transall, einer seltenen HFB 320 (dem einzigen Passagierflugzeug mit positiver Pfeilung), stand dort, wie man uns versicherte, die einzige Boeing auf dem Airbus Gelände – eine Super Guppy. Dieses (zugegeben etwas unförmige) Flugzeug wurde für das Apollo Programm gebaut und wurde später von Airbus gekauft, um Flugzeugteile quer durch Europa zu fliegen. In den Neunzigern wurde es durch die Airbus Beluga abgelöst.
Anschließend gab es noch ein Highlight, die Produktion der Rumpfteile für die A380. Ein einzelner Blick auf den Rumpf lässt eine A320 wie Spielzeug erscheinen. Die Teile sind so groß, dass sie mit dem Schiff nach Toulouse gebracht werden müssen, hier muss selbst die Beluga kapitulieren. Als letztes konnten wir noch die Ausstattung für die A380 begutachten. Nach dem Zusammenbau in Frankreich werden die Jets nach Hamburg geflogen. Dort finden dann die Innenausstattung, die Lackierung statt und die Übergabe an den Kunden statt. Allein der Durchmesser der Engine Alliance oder Rolls Royce Triebwerke entspricht dem Rumpfdurchmesser einer A320.


Anschließend machten wir uns auf der Suche nach einem Mittagessen, um uns dann nach einer kurzen Pause das Miniaturwunderland anzuschauen. Obwohl wir dort etwa drei Stunden waren, haben wir sicher nicht jedes Detail gesehen, die Figuren und Darstellungen sind einfach zu umfangreich. Besonders der Flughafen hatte es unseren Teilnehmern angetan, komplett mit An- und Abflugstafel, Push-back für die Flugzeuge und Flughafenfeuerwehr. Da danach alle ziemlich hungrig waren, ging es im Anschluss zum Italiener, wo wir uns auf Deutsch, Englisch, Italienisch und Portugiesisch verständlich machten. Der nachfolgende Besuch in einer Musikkneipe beschränkte sich dann durch die Qualität des DJs einerseits, andererseits durch die fortgeschrittene Zeit.

Dienstag
Zu unserem Glück war die nächste Exkursion bei Lufthansa Technik erst um 13:00 angesetzt, so dass wir nach ein paar Stunden Schlaf noch frühstücken konnten. Nach einer Begrüßung und einer kurzen Einleitung des größten MRO Konzerns der Welt, konnten wir die Werkshallen betreten. Dort werden neben der Line und Base Maintenance für Flugzeuge und Triebwerke auch Modifikationen an Fluggerät sowie die Planung und Ausstattung von VIP Flugzeugen vorgenommen. Als erstes konnten wir die Überholung der General Electric GEnX Triebwerke begutachten, anschließend konnten wir die A319 ansehen, die im Moment für die Open Skies Mission ausgerüstet wird. Als nächstes konnten wir uns im Schatten der dort geparkten Eurowings A320 einige Anekdoten zu Missgeschicken im Groundhandling dieser Jets anhören. Obwohl für uns nicht Teil der Vorlesungen, war dies sowohl sehr erhellend als auch unterhaltsam. Als nächstes ging es wieder mit Triebwerken weiter, und zwar mit den CF6-80 aus dem allseits beliebten Jumbo-Jet. Dann gab es noch einen Abstecher zum Reinigen/Rissprüfen, wo nach einer gründlichen Reinigung der Triebwerksteile mit Hilfe von fluoreszierendem Öl geprüft werden kann, ob sich dort Haarrisse ausbildet haben. Für uns war das bei der Faszination an all der Technik auch eine Erinnerung, dass man dort auch die Verantwortung für Menschenleben hat. Nachdem wir die Wartung der A320 Triebwerke besucht hatten, konnten wir noch erahnen, was bei der Ausstattung der VIP Flugzeuge passiert. Da wir im Angesicht der dann doch eher bescheidenen eigenen Finanzkraft vom Erwerb eines eigenen Jets für uns oder unsere Familienmitglieder absehen mussten, traten wir wieder den Weg zum Eingang an. Dort bekamen wir noch einen Vortrag zu den Einstiegsmöglichkeiten bei Lufthansa Technik, insbesondere zu den Trainee Programmen. Da kann man sich den Wechsel in den Norden schon überlegen…

Pünktlich ging es dann wieder mit einem Abstecher zum Hostel an den Bahnhof. Von dort ging es dann wieder zurück nach Bayern. Obwohl wir nur kurz vor Ort waren, wir haben viel mitgenommen. Airbus, Lufthansa Technik und vor allem auch die Stadt Hamburg. Das kalte und windige Wetter, konterkariert vom geradlinigen, trockenen nordischen Humor. Die Versuchung ist da, die Frauenkirche gegen den Michel einzutauschen, Bergstiefel gegen Bootsschuhe und Astra gegen Augustiner. Okay, der letzte Punkt war nicht ernst gemeint^^ Wir werden aber auf jeden Fall wieder kommen…

Exkursion zum DLR – Robotik und Flugexperimente

Die erste Exkursion in diesem Semester führte uns zu einer altbekannten Adresse, dem DLR in Oberpfaffenhofen – diesmal jedoch in zwei uns noch unbekannte Institute.
Die erste Station war die Abteilung für Flugexperimente. Diese plant und führt die sogenannten Kampagnen durch, Messprogramme mit den Flugzeugen des DLR. Dazu verfügt das DLR über Europas größte Flotte an Forschungsflugzeugen. In Braunschweig kümmert man sich um die Versuche am Flugzeug, die Kollegen in Oberpfaffenhofen über die Forschung mit dem Flugzeug.

In erster Linie wird mit dieser Flotte Erdbeobachtung und Atmosphärenforschung betrieben. So waren zum Beispiel beim Ausbruch des (unaussprechlichen) isländischen Vulkans Eyjafjallajökull die Flugzeuge des DLR die einzigen Jets am gesamten Himmel Europas. Um diese Mission zu erfüllen, sind in Oberpfaffenhofen mehrere Flugzeuge stationiert. Neben der altgedienten Dassault Falcon 20E, die schon seit 40 Jahren für das DLR Atmosphärenforschung betreibt, gibt es noch eine Dornier Do-228, die primär zur Erdbeobachtung mit Radarsensoren verwendet wird. Das Kronjuwel in Oberpfaffenhofen ist jedoch eine umgebaute Gulfstream G-550, genannt HALO. Diese Spezialanfertigung ist in der Lage bis zu 10 Stunden lang in einer Höhe von bis zu 15km atmosphärische Messungen durchzuführen und damit nahezu einzigartig auf der Welt. Diese Kampagnen führen die HALO immer wieder rund um den Globus, von Europa mitten über den Atlantik bis nach Taiwan. All diese Flugzeuge konnten wir uns aus der Nähe ansehen und Fragen stellen. Auch vor Ort ist die Cessna Caravan, der „fliegende Hörsaal“, bei dem auch Studenten der TUM im Rahmen der Summer School des DLR und der Uni Braunschweig teilnehmen können. Für mehr Infos dazu einfach am Ende des Sommersemesters nach den Plakaten Ausschau halten.


Die nächste Station war am Institut für Robotik und Mechatronik (RMC). Zuerst wurden wir von Herrn Muskardin abgeholt, der sich bereit erklärt hatte, uns das Institut genauer zu zeigen. Die erste Station war ein Laufroboter, der durch Torque Control gesteuert wird. Das heißt, dass nicht die Position, sondern das Drehmoment des Roboters geregelt wird. Daneben kann er auch selbstständig stehen, laufen und ist dank einer integrierten Batterie nicht an Kabel gebunden. Der nächste Versuchsaufbau hatte die Aufgabe, Roboter remote zu operieren. Dazu war ein Roboter in einer fiktiven Marsumgebung aufgestellt. In einer Aufgabenstellung wurde der Roboter vom Astronauten Alexander Gerst von der internationalen Raumstation ISS aus gesteuert, um diese Art der Steuerung zu testen. An der nächsten Station ging es um kooperatives Arbeiten zwischen Robotern und Menschen. Die Herausforderung in diesem Gebiet ist es, den Roboter „nachgiebig“ zu machen. Dazu verfügt „David“ über Federn in allen Gelenken sowie Sehnen, mit denen er seine Glieder anspannen kann. Eine weitere Forschungsstelle des RMC ist die Bedienung von Robotern, die sich im Weltraum befinden. Ein Forschungsgebiet ist hier vor allem die hohe Latenz zwischen Roboter und Mensch aufgrund der großen Entfernung. Anschließend beschäftigten wir uns mit einer Roboteranlage, die sich mit On-Orbit Servicing sowie dem De-Orbiting von unkooperativen Satelliten befasst. Als letztes ging es noch um die Flugrobotik. Hier liegt der Fokus besonders auf der Höhenforschung mit langen Flugzeiten (Stichwort Pseudosatellit). Als Teil des Projekts wird das Landen auf einem Fahrzeug erprobt, um das Fahrwerk einsparen zu können. Das erfordert natürlich eine entsprechende Regelung, die dies unter allen Umständen durchführen kann.

Wir wollen uns bei den Mitarbeitern am DLR danken, besonders Herrn Muskardin und Herrn Geiger für die Planung und Durchführung. Wir finden die Atmosphäre am DLR, die Begeisterung, mit der alle hier an ihren Projekten arbeiten und die sie uns vermitteln, immer wieder toll – wir kommen gerne wieder.